Fazit Detmold:
Endlich nach Erfurt 2021/22 wieder ein »Hoffmann« mit eigenen kreativen Ideen, in dem es der Regie gelang, die Oper intelligent zu interpretieren, ohne sie mit Verfremdungen oder aufgepfropften Ideen zu verfälschen. Musikalisch und stimmlich alles bestens, wie man das inzwischen auf deutschen Bühnen, auch in kleineren Städten, gewohnt ist.
Die Regie hatte die gesamte Oper in eine psychiatrische Klinik verlegt, und die Patienten bildeten den Chor. Erinnerung wurden auch wach an Peter Weiss´ Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Die Idee, diese Oper in eine Psychiatrie zu verlegen war nicht neu. In Detmold wurde sie jetzt konsequent und nachvollziehbar umgesetzt. Zu dieser Idee, siehe dazu die Anmerkungen im Anhang unten.
Die Oper war sinnvoll und vorbildlich auf das Wesentliche gekürzt. Fremde und von späterer Hand eingefügte Elemente wurden weggelassen. Dazu ein passendes Bühnenbild, das einen nüchternen Kontrast zu Hoffmanns Phantastereien bildete und mit einfallsreichen und passenden Kostümen ausgestattet war. Für eine Szene gab es sogar spontanen Applaus, was ganz selten ist und alle fünf Jahre mal vorkommt. Bis auf eine Kleinigkeit begleitete das Orchester perfekt und einfühlsam. Das Publikum ging gut mit und spendete häufigen Szenenapplaus für den großartigen Gesang in allen Rollen. Es gab leicht überdurchschnittliche neun Minuten Premierenapplaus, und was selten ist, der wurde schon ab der ersten Minute stehend gespendet. Dieser »Hoffmann« hat es verdient, auch an anderen Theatern aufgeführt zu werden.