Putin ist der Zar und hat einen schwulen Sohn – Die Welt
Franz Lehars „Zarewitsch“ wird an der Staatsoperette Dresden zur Satire auf die wachsende Homophobie in Russland
… Nun haben sie in den Dresden den russischen Bären Wladimir erneut ordentlich in die satirische Mangel genommen. Putin ist nämlich an der Staatsoperette die heimliche, stets im Hintergrund als Riesenbild anwesende Hauptperson in der Neuinszenierung von Franz Lehars tragischem Triefsingspiel „Der Zarewitsch“.
Das musste sich seit der Berliner Uraufführung 1927 viel Kritik gefallen lassen. Weil es zu sehr nach der großen Oper schielte, statt einfach dem Zauber der Lieder zu vertrauen, die der Komponist seinem Star-Protagonisten Richard Tauber in die Kehle geschrieben hatte.
In Dresden aber weiß Regisseur Robert Lehmeier es besser. Der Zar im Hintergrund, das ist hier natürlich Wladimir Putin. Und sein Sohn, der sich in einen vorgeblichen Soldaten verliebt, dem er dann als Frau eher kühl gegenübersteht, der ist schwul. Nicht heimlich, sondern ganz offen. So wie das eine neue, moderne Operettenregie, die bisweilen offensiv durch die rosarote Brille blickt, gerne hat, um die scheinbar ollen Trallala-Kamellen ein wenig pfeffriger und aktueller zu machen. Und das ist gar nicht mal so schwer. Es wurde nur im prüden Anneliese-Rothenberger-Zeitalter verschwiegen und vergessen. Schon das Schauspiel, auf dem die Operette basiert, wurde von dem ostentativ schwulen Burgschauspieler Raoul Aslan zum Erfolg geführt. Und auch die Berliner Premierenkritik urteilte klarsichtig: „Kein Wunder, wenn dieser männlichen Jungfrau von Orléans der weißte Tscherkessenknabe gefällt. Herein mit ihm! Turnen soll er vor ihm!“
Aber weil im realen Russland, von Putin vorangetrieben, Homosexuelle wieder mit Repressalien bedroht werden, muss dessen Bühnensohn jetzt natürlich scheinhetero sein. Zumindest für die Öffentlichkeit. Wie gut, dass der reale Putin zwei Töchter hat. Aber was wissen wir eigentlich über deren Liebesleben?