Les Contes d`Hoffmann (http://hoffmannserzählungen.de/ )

Szenenbild aus Hoffmanns Erzählungen

Szenenbild (Foto Matthias Jung) aus Les Contes d`Hoffmann (Hoffmanns Erzählungen) von Jacques Offenbach – Landestheater Detmold – Regie: Robert Lehmeier – Bühne: Robert Lehmeier /Jule Dohrn-Van-Rossum – Kostüme: Marie-Luise Otto – Premiere am 26.01.2024

Fazit Detmold:

Endlich nach Erfurt 2021/22 wieder ein »Hoffmann« mit eigenen kreativen Ideen, in dem es der Regie gelang, die Oper intelligent zu interpretieren, ohne sie mit Verfremdungen oder aufgepfropften Ideen zu verfälschen. Musikalisch und stimmlich alles bestens, wie man das inzwischen auf deutschen Bühnen, auch in kleineren Städten, gewohnt ist.

Die Regie hatte die gesamte Oper in eine psychiatrische Klinik verlegt, und die Patienten bildeten den Chor. Erinnerung wurden auch wach an Peter Weiss´ Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Die Idee, diese Oper in eine Psychiatrie zu verlegen war nicht neu. In Detmold wurde sie jetzt konsequent und nachvollziehbar umgesetzt. Zu dieser Idee, siehe dazu die Anmerkungen im Anhang unten.

Die Oper war sinnvoll und vorbildlich auf das Wesentliche gekürzt. Fremde und von späterer Hand eingefügte Elemente wurden weggelassen. Dazu ein passendes Bühnenbild, das einen nüchternen Kontrast zu Hoffmanns Phantastereien bildete und mit einfallsreichen und passenden Kostümen ausgestattet war. Für eine Szene gab es sogar spontanen Applaus, was ganz selten ist und alle fünf Jahre mal vorkommt. Bis auf eine Kleinigkeit begleitete das Orchester perfekt und einfühlsam. Das Publikum ging gut mit und spendete häufigen Szenenapplaus für den großartigen Gesang in allen Rollen. Es gab leicht überdurchschnittliche neun Minuten Premierenapplaus, und was selten ist, der wurde schon ab der ersten Minute stehend gespendet. Dieser »Hoffmann« hat es verdient, auch an anderen Theatern aufgeführt zu werden.

aus hoffmannserzählungen.de

At Your Doorstep / Vor deiner Tür – Opera

Szenenbild aus "At Your Doorstep/Vor deiner Tür" Kammeroper in 30 Szenen UA in Johannesburg/Bielefeld 29.3.2023 Komponisten: Matthew McFarlane/Marc L. Vogler Inszenierung und Libretto: Robert Lehmeier Ausstattung: Marie-Luise Otto/Karabo Mtshali, Nthabiseng Makone

Szenenbild aus „At Your Doorstep/Vor deiner Tür“ Kammeroper in 30 Szenen UA in Johannesburg/Bielefeld 29.3.2023 Komponisten: Matthew McFarlane/Marc L. Vogler Inszenierung und Libretto: Robert Lehmeier Ausstattung: Marie-Luise Otto/Karabo Mtshali, Nthabiseng Makone

Johannesburg

Robert Lehmeier’s production of Romeo’s Passion in Johannesburg in 2018—a work based on material created in interactive workshops with young South Africans—left me with the distinct impression that I was glimpsing opera’s future, or at least its future in places outside the world’s wealthiest metropolitan centres (December 2018, pp. 1527-9). His new chamber opera (seen on April 4) has both recreated and extended that sense, not least because it now also involves state-of-the art technology that bridges distance and difference in our divided world.

Der Besucher – Westfalen-Blatt

Szenenbild aus "Der Besucher"

Szenenbild aus „Der Besucher“ – Kammeroper in zwei Teilen von Sebastian Molina und Andrei Petrache – Libretto und Regie: Robert Lehmeier – Premiere am 28.04.22- Theater Bielefeld

Uraufführung der Kammeroper „Der Besucher“ überrascht mit zugespitztem Realismus und tollen Klangeffekten

Rassismus in feiner Gesellschaft

So schnell kann‘s gehen: Verdichtet auf die Dauer einer Stunde, ist es den Komponisten Sebastian Molina Villarroel und Andrei Petrache zusammen mit dem Regie führenden Librettisten Robert Lehmeier gelungen, eine harmlose Ausgangssituation innerhalb kürzester Zeit eskalieren zu lassen, Ängste zu schüren und zur Schau gestellte Weltoffenheit als scheinheiliges Gehabe zu entlarven. Chapeau!

Der Besucher – Neue Westfälische

Szenenbild aus "Der Besucher"

Szenenbild aus „Der Besucher“ – Kammeroper in zwei Teilen von Sebastian Molina und Andrei Petrache – Libretto und Regie: Robert Lehmeier – Premiere am 28.04.22- Theater Bielefeld

Die Ahnungslosigkeit der Wohlsituierten

Die Kammeroper „Der Besucher“ ist ein Lehrstück gegen alltäglichen Rassismus und Diskriminierung.

… 

Alltäglicher Rassismus entlädt sich aufgrund der puren Anwesenheit eines schwarzen Menschen (July Zuma) im Theaterfoyer, auf den eine verspätet eintreffende, etwas verpeilte Familie trifft. Und sogleich hagelt es Stereotype.

Mitleidsbekundungen zum Fremdschämen, die urplötzlich in pure Aggression umschlagen. Lorin Wey gibt einen arbeitslosen Verlobten, hingerissen zwischen verkrampfter Empathie und Gewaltbereitschaft; Hedwig Ritter spielt die Tochter, der nichts Besseres einfällt, als den „Ureinwohner“ zu begrapschen, was gründlich schiefgeht.

Fidelio – MDR Kultur

Fidelio - Oper von Ludwig van Beethoven - Theater Chemnitz - Bühne: Tom Musch - Kostüme: Ingeborg Bernerth - Premiere am 25.5.2019 - Foto: © Nasser Hashemi

Fidelio – Oper von Ludwig van Beethoven – Theater Chemnitz – Bühne: Tom Musch – Kostüme: Ingeborg Bernerth – Premiere am 25.5.2019 – Foto: © Nasser Hashemi

Chemnitz zeigt mit Oper „Fidelio“ eine bedrohliche „Zombie“-Gesellschaft

Die Inszenierung der Beethoven-Oper in Chemnitz schafft es, zum Nachdenken anzuregen. Ohne platt tagespolitisch zu werden, wirft sie aktuelle Fragen auf: Was wird aus denen, die sich abgehängt fühlen?

Leonore kennt keine Skrupel: Um ihren unrechtmäßig inhaftierten Ehemann Florestan zu befreien, schleicht sie sich als Mann verkleidet in das Gefängnis, in dem sie ihren Gatten vermutet. Die Tochter des Gefängniswärters Marzelline verliebt sich in die verkleidete Leonore, die sich Fidelio nennt. Sie nimmt es billigend in Kauf, dass die ahnungslose Marzelline ihre Beziehung aufgibt und dass ihr Vater seinen Job verlieren wird, wenn ihre wahren Beweggründe ans Licht kommen.

Romeo’s Passion – Opera UK

Romeo's Passionumculo’s latest production is, on every appropriate scale, a new work of such exemplary achievement that it ought to both admonish and inspire all those involved in thinking about the future of opera in this fabulously singer-rich country. Romeo’s Passion is an entirely new work based on material created in interactive workshops with young South Africans. But it is also the bravest and most adventurous of the many outstanding productions staged by Umculo, the most intelligent, creative and socially relevant opera company in the land. Founded in 2010 by Shirley Apthorp (born in Cape Town but now living in Berlin), Umculo is locally based but internationally linked, seeking to harness the infrastructure and skills of the world of European opera to the extraordinary vocal and musical talents of young South Africans. It’s explicitly geared to both development and social change, but without ever compromising a commitment to the highest artistic standards. The company’s remarkable successes have included adaptations and recreations, often of great originality. In the case of, for example, Comfort Ye (June 2015, pp. 753-4), storytelling workshops led to a music-theatre piece based on autobiographical texts written by young South Africans singers, joined to newly composed music and items from Handel’s Messiah and L’Allegro, il penseroso ed il moderato; in the case of Lamento (February 2017, pp. 211-12), selections from Monteverdi’s madrigals and operas were recast as a ‘pastiche opera’ (with Baroque ensemble) to dramatize key episodes in the history of apartheid.

Romeo’s Passion – robynsassenmyview.com

Romeo's Passion
A love to conquer prejudice, operatically

SOMETIMES IT SEEMS as though the preciousness of opera has been hardwired into an understanding of the genre. But in truth, it’s not all fancy velvet ball gowns, polished European language and nebulous love tales told with an utter sense of privilege and moment. The history of opera has been about the voice and the energy of the common folk, for whom it has often been written. Romeo’s Passion is a work that will remind you of all of these elements, but more than that, it’s a bit of operatic advocacy that touches so many social bases it will leave you reeling.

Above all, it is a beautiful aural spectacle: Presented in the intimate and sealed-off space of the stage at the Hillbrow Theatre, the action takes place in a square: literally, a small white square is painted on the black surface of the stage and it is here that a tale of forbidden love is told, in the round. The sound of the polished voices of the cast and the ultra-modern instrumental music of the trio accompanying them on piano, oboe and violin, offsets the hustle and messiness of central Hillbrow, a lower middle class suburb of Johannesburg, historically characterised by apartment blocks and immigrants, in a way that will give you hope.

Südseetulpen – Pressespiegel

SüdseetulpenDer „Online Merker“ schreibt am 17.03.2017:
„(…)
Regisseur Robert Lehmeier zeichnete gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Tom Musch für eine Inszenierung verantwortlich, die ein bestens funktionierendes Theater auf dem Theater gewährte, die Möglichkeiten der Drehscheibe raffiniert einbezog und alle Darsteller, einschließlich der von Stefan Bilz einstudierten Damen und Herren des Chores, zu (…) plausiblen Aktionen anregte. Die historisch fein nachempfundenen Kostüme steuerte Ingeborg Bernerth bei. Auch Choreograph Danny Costello legte Wert auf rasanten tänzerischen Einsatz (…).

Die „Sächsische Zeitung“ schreibt am 02.03.2017:
„(…)
Die Musik nimmt dankbar die vielfältigen Möglichkeiten an, in wechselnden Zeiten und Räumen mit musikalischen Moden und Stilen zu spielen. Händel und Bach, Mozart, Strauss und Wagner klingen auf, werden zitiert, verfremdet, umgedreht. Schrille Klangflächen, deftige Blasmusik, schwelgende Melodien und schwingende Walzer sind die illustrierende musikalische Begleitung der Reise (…). Schweitzers Musik hat (…) Hintergründigkeit. Es ist ein intellektuelles wie sinnliches Vergnügen, seinen Kapriolen durch die Musikgeschichte zu folgen. (…)
Das Inszenierungsteam hat mit vielen Ideen und Mut zur Zuspitzung das Fabulieren, Zitieren und Aufgreifen von Klischees der Stückvorlage auf die Spitze getrieben.
Ekkehard Klemm am Pult, Opernchor und Robert-Schumann-Philharmonie, das Ballett sowie ein Dutzend Sänger in doppelt so vielen Rollen, ein Statist und ein Hund sind mit Eifer dabei, das Ganze zum theatralischen Ereignis werden zu lassen. (…)“ (Jens Daniel Schubert)

orpheus“ schreibt in der Ausgabe März/April 2017:

Le nozze di Figaro – FAZ

Le nozze di FigaroUnd Cherubino ging zur Feuerwehr

Das Umculo Cape Festival kämpft in den Townships von Südafrika für den sozialen Wandel durch Musik

Jouberton, Anfang Oktober

Marcellina ist verärgert. Sie will nicht einsehen, dass Figaro ihr die Schau stehlen darf. Der Schürzenjäger und Kammerdiener des Grafen Almaviva hat sie nicht nur sitzenlassen, er wurde auch noch einem großen Komponisten verewigt. Wolfgang Amadeus Mozart heißt der, seine Oper „Le nozze di Figaro“ müsste aus ihrer Sicht eigentlich „Die Hochzeit der Marcellina“ heißen. „It´s about me!“, ruft sie, und das birgt eine Menge sozialen Sprengstoff – hier und jetzt, am anderen Ende der Welt, an ungewöhnlichem Ort.

Im südafrikanischen Jouberton gibt es dieser Tage Mozarts „Figaro“ zu erleben – ohne Orchester, aber mit Klavierbegleitung, und mit jungen schwarzen Sängern, die in den Arien Da Pontes Originalverse auf Italienisch singen, die Rezitative jedoch auf Englisch vortragen. Die Produktion hat das „Umculo Cape Festival“ gemeinsam mit der Northwest University in Potchefstroom realisiert. Für die Inszenierung zeichnet der deutsche Regisseur Robert Lehmeier verantwortlich, aus seiner Feder stammen auch die Dialoge. Jouberton ist ein Township bei Klerksdorp, 170 Kilometer südwestlich von Johannesburg. In dieser Gegend ist der schwarze Priester und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu groß geworden, Jazz-Trompeter Miles Davis hatte 1986 ein Album nach ihm benannt.

Le nozze di Figaro – Beeld Pretoria

La nozze di FigaroFigaro-dialoog dans betekenisvol in hierdie township

Townships is gewoonlik die plekke waar rewolusies begin ontbrand, waar politieke onmin in letterlik vurige protesoptogte ontaard en groot skade rondom noodsaaklike infradstruktuur die resultaat is von sulke optrede.

Dit is vir alle Suid-Afrikaners feitlik lets alledaags. Maar bring ´n mens Mozart na ´n township, is dit asof almal ´n vrolike hoed opsit, die lewe uit ´n ander hoek bekyk, terwyl die viering van talent die middelpunt van alle aandag word, al is die ontsnapping weg van hierdie werklikheid slegs tydelik.

Toe Mozart klaar en uitgeput was ná-sy voltooiing van Die huwelik van Figaro, sy ensemble-opera by uitnemendheid, skryf hy as ´n ondertitel die woorde „´n dolle dag“ op die titelblad neer.

Wozzeck – Opernwelt

WozzeckStationendrama

Es war ein Kuriosum der Operngeschichte, eine Art Doppel-Uraufführung in einem Zeitraum von vier Monaten: Im Dezember 1925 kam an der Berliner Staatsoper Alban Bergs „Wozzeck“ heraus, die grandiose Vertonung des grandiosen Büchner-Dramas; im April 1926 brachte das Stadttheater Bremen eine Opernfassung desselben Stoffes von seinem damaligen Generalmusikdirektor Manfred Gurlitt auf die Bühne – ohne dass beide Komponisten voneinander gewusst hätten. Jetzt – Kuriosum Nummer zwei – gab es eine ganz ähnliche Konstellation zwischen den Theatern Bremen und Bremerhaven: Genau drei Wochen nach der Premiere des Berg´schen „Wozzeck“ in Bremen konnte man in Bremerhaven das Parallelwerk von Gurlitt erleben.

Die beiden Opern, obwohl in vielen Passagen textidentisch, unterscheiden sich doch deutlich in ihrer Machart. Bergs atonale, aber ungemein expressive Komposition fasst den Stoff in eine musikalisch komplexe dreiaktige Form, während Gurlitt das Stück als schlichtes Stationendrama behandelt, in dem die einzelnen Szenen hart und ohne verbindende Zwischenspiele nebeneinandergesetzt sind. Die beiden Inszenierungen tragen diesen Unterschieden Rechnung: Das Bühnenbild in Bremen zeigt eine kunstvoll komplizierte Verschachtelung der einzelnen Spielorte, in Bremerhaven aht die Handlung eine einfachere Struktur (Ausstattung: Mathias Rümmler, Inszenierung: Robert Lehmeier): Das Geschehen entwickelt sich, indem aus der Gesamtgruppe der Mitwirkenden, die sich von Anfang an in einer Art kahlem Biergarten auf der sonst leeren, in kalt gleißendes Neonlicht getauchten Bühne befindet, jeweils die einer Szene zugehörigen Personen heraustreten.

Wozzeck – Nordseezeitung

WozzeckEs gibt kein Entkommen

„Wir arme Leut“ heißt es in Manfred Gurlitts musikalischer Tragödie „Wozzeck“. Regisseur Robert Lehmeier macht aus Büchners Dramenfragment im Großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven eine Operninszenierung wie aus einem Guss.

„Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinunterschaut“. Kein Ort, nirgends und überall, der Vorhang hob sich vor Bierbänken und Biertischen unter nackten Neonröhren. Die Solisten und der Opernchor saßen auf der sich fast unmerklich drehenden Bühne, die Kostüme reichten vom Trainingsanzug zum Pelzkragen, von der Kittelschürze zum Minirock. Ein aus der Zeit gerückter Raum, der auf uns alle verweist, während Wozzeck zu Beginn seinen Hauptmann rasiert: „Langsam, Wozzeck, langsam. Er sieht immer so verhetzt aus. Ein guter Mensch tut das nicht“. Ist es ein Wartesaal? Oder doch ein Irrenhaus?

Menschen, die nicht mehr gebraucht werden, die aus etwas herausgefallen sind und nur noch vor sich hin kreisen: Robert Lehmeiers Tableau zeigt eine Gesellschaft ohne Liebe, ohne Empathie und Utopie. Es gibt für niemanden ein Entkommen, die abrupten Sprünge der Handlung meisterten der Regisseur und sein Ausstatter Mathias Rümmler in einem gleichbleibenden und dennoch variablen Bühnenbild. Die Leuchtröhren wurden abgesenkt und flackerten wie Lichtorgeln, die Bänke standen in einem klaustrophobischen Keller, in einer Kirche oder auf einem schnell rotierenden Karussell.

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