Cosi fan tutte – Wiener Kurier

Cosi fan tuttePartnertausch und Psychotherapie
„Cosi fan tutte“, nur mit Männern, von der Neuköllner Oper Berlin bei den Festwochen
Wiener Kurier, 5.6.2004

Eine Party in einem schicken Design-Loft. Die rein männliche Tischgesellschaft trinkt, plaudert, räsoniert über Royals und Methoden der Fettabsaugung. Doch dann lädt Alfonso zum Rollenspiel, zum Partnertausch, letztlich zur Psychotherapie. Ein Karussell der Triebe, der Begehrlichkeiten kommt dabei in Gang. Die Masken fallen; die Seelen bluten.

Cosi fan tutte – Opera

Cosi fan tutteCosi fan tutte
Opera, November 2003

Regular readers know all about Berlin´s principal alternative opera house: the NEUKÖLLNER OPER, which offers something approaching a full season on two ill-equipped floors of a dilapidaten building in one of west Berlin´s poorer districts. It tackles rarities, produces new works (in a variety of genres), and occasionally has a go at standard repertoire. The latest is Cosi fan tutte (spoken and sung in German). And it was an experience, Had it been put on at the Met, the House would have kissed its last benefactor´s cheque an irrevocable adieu.

The Rake´s Progress – Opernwelt

The Rake´s ProgressStrawinsky: The Rake´s Progress
Opernwelt 4/2003

Was soll man zuerst loben? Den so nur noch selten erlebbaren Ensemblegeist, von dem die Produktion getragen wird? Die sämtlich überzeugenden Solisten, die sängerdarstellerisch so sicher agieren, als ob es nichts Selbstverständlicheres gäbe, als in Coburg Strawinski zu singen? Die Choristen, die hier schon für ihre szenische Präsenz einen Sonderpreis verdienten? Die Instrumentalisten, die dem auf Übersicht bedachten, aber gleichzeitig wagemutigen Dirigenten so geschmeidig folgen, als wäre das Stück ständig im Repertoire und nicht zuletzt vor zwanzig Jahren?

Angela – eine Nationaloper – AZ

Angela - eine NationaloperMädchen mit dem rollenden Donnerwetter
Spannendes Stolpern: „Angela. Eine Nationaloper“ in Berlin
Abendzeitung München, 17.8.2002

 

Gleich um die Ecke kann man sie als Duett haben, den verkanteten Kandidaten und die völlig losgelöste Vorsitzende. Edmund Stoiber und Angela Merkel versprechen vom Wahlplakat, wie überall in der Republik, gemeinsame „Zeit für Taten“. Was in Berlin schon zwangsläufig zu handschriftlichen Korrekturen, mit dem „ü“ fürs „a“, geführt haben soll. Egal – hier, den berühmten Steinwurf vom Plenarsaal des Bundestags entfernt, steht auf dem großen Transparent einfach nur „Angela“. Mit einem Pfeil nach unten. Nix Allensbach, nur Wegweiser! Zwischen Reichstag und Kanzleramt ist ein U-Bahnhof ohne Gleisanschluss – unvollendet wie die Karriere der Titelheldin – zur Uraufführungsbühne für „Angela. Eine Nationaloper“ geworden. Zwiegesang im Untergrund zwischen Edmund („Bayern bin ich“) und Angie („Ich bleibe ich“) wird allerdings nicht geboten, denn die Neuköllner Oper hat Stoiber als einzigem der auftretenden Politiker die Noten verweigert.

Angela – eine Nationaloper – FTD

Angela - eine NationaloperPolitik der warmen Hand
Zwanzig Meter unter dem Reichstag macht die Neuköllner Oper Angela Merkel zur Heldin eines Politstücks
Financial Times Deutschland, 20.8.2002

Zum Schluss ein Schuss. Kathrin Unger, die das trotzige, tapfere, säuerliche Lächeln der Angela Merkel einen Abend lang auf ihrem Gesicht getragen hat, sitzt beim Wolfratshausener Frühstück dem bayerischen Ministerpräsidenten gegenüber. Sie verzieht keine Miene. Zieht eine Pistole, schießt. Aber Stephan Korves stoibert ungerührt weiter: „Das Heil Deutschlands ist schon immer vom Süden ausgegangen“. Angela schießt noch mal. Dann noch mal, zur Sicherheit. Stoiber lächelt, faselt, stiefelt aus dem Raum. Kein Kraut scheint gegen den Bayer in Jodeljacke gewachsen. Ein Zombi?

K.Projekt 12/14 – NZZ

K.Projekt 12/14Multiples Kafka-Personal
Hans-Jürgen Boses „K.Projekt 12/14“ in München
Neue Zürcher Zeitung, 29.6.2002

Eines Morgens als riesiger Käfer aufzuwachen und die Welt so aus den Angeln gehoben zu haben – eindringlicher lässt sich Unangepasstheit wohl kaum schildern als mittels jener über Nacht vollzogenen Pubertät, die den jungen Geschäftsreisenden Gregor Samsa ereilt. Doch Kafka wäre nicht Kafka, würde sein Protagonist an dem Anderssein nicht doch noch scheitern. Von der Familie bekommt Käfer Gregor seine Unterlegenheit deutlich zu spüren. Er wird zum Gegenstand von Ekel und Verachtung und macht schließlich in einer Art Opfertod Platz für neue Lebensperspektiven der Familie. Kafkas Trauma des übergrossen Vaters spielt dabei nicht ausschliesslich, aber auch eine Rolle. Und so passt der Kafka-Stoff gut in das Generalthema der Premieren im Rahmen der diesjährigen Opernfestspiele in München: „Über:Väter“. Eröffnet wurde sie jetzt mit der Uraufführung von Hans-Jürgen Boses „K.Projekt 12/14“ im Cuvillés-Theater.

K.Projekt 12/14 – FAZ

K.Projekt 12/14Mit Kafka im Kino
FAZ, 29.6.2002

(….)Dabei wird von Kafka berichtet, er habe im engen Kreis herzhaft über manche Geschichte gelacht: das Grauen als Burleske, zumindest Groteske. Nur desperat seien sie demnach nicht zu verstehen. In diesem Sinne meint denn auch der Münchner Komponist Hans-Jürgen von Bose nicht nur: „Bloß nicht noch eine Literaturoper!“, sondern auch: „Er macht aus dem Horror Gold… Seine Texte sind für mich… ungeheuer trostreich“. Sein nun zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele im Cuvilliés-Zier-Prunk-Gehäuse kreiertes „K-Projekt 12/14“ ist denn auch weniger ein rabenschwarzes Endspiel als ein makabres Kaleidoskop mit immerhin fast versöhnlichem Ausgang: Der Schluß erweist sich als schier seraphisch-bizinienhaftes Duettieren von Kontratenor und Cellist. Gar so bitterböse ist diese „Verwandlung“ also nicht einmal gemeint, auch der Rätseltitel, keineswegs geheimnisvoll-bedrohlich, gilt dem offen-approximativen Charakter des Werks ebenso wie den Jahren 1912 bis 1914, der Verlobung Kafkas mit Felice Bauer, der Arbeit an „Verwandlung“ und „Prozeß“. Ursprünglich sollte es „K-Labyrinth“ heißen: als Nach-außen-Stülpen eines Gehirninneren. Es ging von Bose nicht darum, Kafkas wohl bekannteste Erzählung zu „vertonen“: Eine Puzzle-Collage aus „Verwandlung“, „Prozeß“, Briefen und Tagebüchern sollte musiktheatralisch dynamisiert werden. Nach seiner monströs-überambitionierten Oper „Schlachthof 5“ (1996) nun das deutlich knappere Format.

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